Warum Begehren?
»Begehren« ist im Deutschen ein nicht sehr gebräuchliches Wort, zumindest dann nicht, wenn es um Politik geht. Es ist auf den Bereich des Intimen, meist im engeren Sinne Sexuellen beschränkt. Inspiriert vom Denken italienischer Philosophinnen, die in ihren Texten das »desiderio«, das Begehren, als zentrales Moment weiblichen Handelns in der Welt entdeckt haben, versuche ich, das Begehren in seiner politischen und feministischen Bedeutung zu fassen. Denn anders als der vom Verstand gelenkte Wille, der immer den Einflüssen der Gefühle, der Umwelt, der »herrschenden« Kultur ausgeliefert und unweigerlich von ihnen geprägt ist, markiert das Begehren einen Raum, der die Freiheit einer Frau bewahrt, eine Bewegung der Anziehung – hin zu einem »Anderen«, einem »Noch nicht«, das erwünscht und erträumt ist, aber nicht im Sinne zielorientierter Herstellungslogik »machbar«. Die Gedanken, die in den folgenden Texten ausgeführt werden, sind daher auch keine Dogmen oder unumstößliche Wahrheiten, sondern vielmehr eine Einladung zum Experimentieren: Stimmt es, dass die Spur des Begehrens uns über das Gegebene hinaus führt? Haben die Wünsche und Sehnsüchte von Frauen im Begehren einen Ort, sich zu entfalten? Das Begehren ist jedenfalls nichts, was philosophisch bewiesen werden kann oder muss, sondern es betrifft immer die persönliche Erfahrung einer konkreten Frau, die jedoch nicht im Innerlichen bliebt, sondern hinaus in die Welt drängt. Weil das persönliche Begehren den Austausch mit anderen benötigt, um wirksam zu werden, um Befriedigung – Frieden – zu finden …
Dem eigenen Begehren folgen – Eine kleine philosophische Einführung in den Begriff des Begehrens als Weise, sich mit der Welt zu verbinden und in ihr tätig zu werden. Eine etwas längere und unredigierte Fassung hier: »Weibliches Begehren öffnet Wege für Unvorhergesehenes«.
Warum das Begehren Frauen stark macht – Die Stärke einer Frau hängt nicht ab von ihren materiellen Ressourcen, ihren Qualifikationen und Fähigkeiten, sondern von der Stärke ihres Begehrens. Denn das Begehren weckt in ihr die Leidenschaft, die nötig ist, damit sie den Mut zu findet, auch in widrigen Umständen ihren eigenen Weg zu gehen.
Frau, was begehrst du? – Warum das weibliche Begehren keinen fixen Heilszustand anstrebt, sondern immer in Bewegung bleibt…
Was wäre wenn? Weibliches Begehren und die Stärke des Neuanfangs – Das Begehren ist nicht logisch und rational. Es kümmert sich nicht darum, ob Wünsche »realistisch« sind. Es richtet unser Handeln gerade auf das , was wir uns wünschen, was aber (noch) nicht da ist, was derzeit vielleicht noch ganz unmöglich erscheint. Es verbindet unser Handeln mit der Transzendenz, dem Anderen, manche sagen auch: mit Gott. So kommt Neues in die Welt
Weibliches Begehren und die Stärke der Frauen – Eine bearbeitete Version der Gedanken, die auch in den vorigen Texten schon stehen…