Irene Prugger: Nackte Helden und andere Geschichten von Frauen, Skarabaeus, Innsbruck 2003, 19 €
Geschichten mitten aus dem Leben gegriffen, meist aus dem Leben derer, die auf der sozialen Leiter etwas weiter unten stehen: Da ist die farblose Cornelia, die bei einem Banküberfall zur Geisel wird und so zum ersten Mal im Leben etwas Aufregendes erlebt. Oder die Adria-Urlauberin Helga am Strand samt Ehemann, der seine Zeit mit dem Betrachten fremder Brüste verbringt. Die Fabrikarbeiterin Bea, die eine ziemlich entwürdigende Sex-Beziehung mit ihrem Chef dem Werben eines jungen Musikers vorzieht, weil sie spürt, dass sie auch bei ihm die Unterlegene bleiben würde. Und schließlich die zwei Schauspielerinnen ohne Job, die auf einem abgelegenen Studiogelände einem nackten Helden begegnen: Bad Boy mit Pferd und Cowboyhut und sonst nichts an. Wie die Gelegenheit beim Schopfe greifen? Ist es überhaupt eine? Meisterhaft fasst Irene Prugger die Gedanken und Gefühle ihrer Hauptfiguren in Worte, die Frauen werden lebendig, die Typen sind glaubwürdig. Die Autorin beschönigt nichts und meidet doch jedes Klischee – ein echtes Lesevergnügen.
Frauen Unterwegs, November 2003