Annette Pehnt: Insel 34, Roman, Piper, München und Zürich 2003, 16,90 Euro
»Über Leidenschaft macht sich niemand lustig, aber die, die alles gleich gut können, die mag keiner«. Leider ist es so, dass die namenlose junge Frau, die Ich-Erzählerin des Romans, alles gleich gut kann: Sport und Mathe, Musik und Rechtschreibung. Oder auch Liebschaften eingehen, weil sich das so gehört. Man weiß deshalb gar nicht so recht, ob es echtes Interesse oder nur begabter Trotz ist, mit der sie sich schließlich in eine skurrile Leidenschaft für die Insel 34 hineinsteigert – die letzte einer Handvoll nummerierter Eilande, die auf der Landkarte wie Fliegendreck aussehen. Kaum jemand weiß etwas darüber, und Fährverbindungen gibt es auch nicht. Ein ideales Betätigungsfeld also für Expertinnentum. Annette Pehnt erzählt von der Odyssee einer jungen Frau, die sich unbeirrt auf einen obskuren und unnützen Weg macht, was aber nicht heißt, dass er sinnlos ist. Auf Insel 28 zum Beispiel kann man Sackpfeifen lernen. Irgend eine Zivilisation, so scheint es, gibt es heutzutage überall. Oder doch nicht? Ein schönes Buch über die Sehnsucht.
Frauen Unterwegs, März/April 2004