Ursula Hegi: Emma Blau
Roman, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2002, 24,90 €
Als Emma Blau endlich zur Welt kommt, befinden wir uns bereits auf Seite 344. Wir kennen Mutter Yvonne und Vater Robert, Tante Grete und Onkel Tobias, Oma Helene und Opa Stefan. Wir wissen Bescheid über die Träume und Begehren, die geheimen Laster, die Hoffnungen und Ängste der ganzen Familie und noch etlicher Nachbarinnen und Nachbarn dazu. Und wenn die Amerikanerin Emma Blau dann weitere hundert Seiten später ihrem Sohn die Sternbilder am Himmel über New Hampshire erklärt, erinnern wir uns, dass sie das von ihrer deutschen Urgroßmutter hat – und wie viel Zeit seither vergangen ist. Ursula Hegi, die selbst vor Jahrzehnten aus Deutschland in die USA übersiedelte, lässt die Geschichte mal gemütlich vor sich hin treiben, dann wieder jagt sie im Eiltempo durch die Jahrzehnte. Kinder werden geboren, wachsen auf, bringen neue Kinder zur Welt. Fabelhaft erzählt Hegi davon, dass Leben immer beides ist: das Beziehungsgeflecht, in das man hinein geboren wird, und der eigene Wille, daraus dieses oder etwas anderes zu machen.
frauen unterwegs, Dezember 2002