Andrea Günter: Die weibliche Hoffnung der Welt. Die Bedeutung des Geborenseins und der Sinn der Geschlechterdifferenz. Chr. Kaiser/Gütersloher Verlagshaus. 2000. 128 Seiten. 38,- DM
Wie können Frauen als Frauen in der Welt tätig werden? Indem sie die besseren Menschen sind? Indem sie dem Patriarchat Widerstand entgegensetzen? Oder ist die Unterscheidung der Geschlechter ohnehin überholt, weil wir doch alle nur Menschen sind? Dass es eine Alternative gibt, zeigt Andrea Günter in ihrem neuen Buch. Dabei fängt sie bei Adam und Eva an – und schon kommt die erste Überraschung: Nicht von Mann und Frau sei hier die Rede, sondern Adam stehe für das undifferenzierte Kollektiv der (weiblichen und männlichen) Menschen, während Eva die erste Gestalt sei, die feste Form annimmt und damit die Weltlichkeit und die Geschichtlichkeit des Menschseins erschließt. Wie die menschliche Geschichte geprägt ist von der Generationenfolge, von mütterlicher Ordnung und der weiblichen Liebe zur Freiheit, das entfaltet Günter in den folgenden Kapiteln, wobei sie sich immer wieder auf die politische Philosophie Hannah Arendts (die den Begriff der Gebürtigkeit eingeführt hat) und auf das Denken italienischer Philosophinnen, insbesondere Luisa Muraro, beruft. Dass dabei häufig auf biblische Texte und theologische Positionen von Augustinus bis zur Rechtfertigungslehre verwiesen wird, denen Günter meist unkonventionelle, überraschende Interpretationen entlockt, macht das Buch vor allem für theologisch interessierte Frauen spannend.
aus: Publik Forum, 2000