Dörte Franke: denkmalimkopf, Roman
dtv, München 2002, 9,50 €
Klara war sechs, als ihre Eltern wegen staatsfeindlicher Aktivitäten von der Stasi verhaftet wurden. Fünfzehn Jahre später steht sie, geplagt von Schuldgefühlen, ihrem Vater vor Gericht gegenüber, um die Unterhaltszahlungen einzuklagen, die ihr zustehen. Fragen und Verletzungen kommen hoch, die sie lange verdrängt hat. Wann hat der Vater begonnen, seine Ideale zu verraten? Wie konnte ihre Mutter damals diese riskante Flugblattaktion starten, obwohl sie doch eine kleine Tochter hatte? Antworten warten vielleicht in einem Karton voller Briefe, die ihre Eltern sich im Gefängnis geschrieben haben. Für Klara beginnt eine beklemmende Reise in die eigene DDR-Vergangenheit. Ein fulminanter Roman aus Sicht der Kinder jener revolutionären 68er-Generation, die – nicht nur im Osten – mit hohen moralischen Maßstäben in die Politik zog. Dörte Franke will niemanden demontieren. Ihre Heldin sucht nur ihre eigene Identität, wohl wissend, dass dafür vor allem eines nötig ist: Aufrichtigkeit, auch und vor allem in den privaten Beziehungen.
frauen unterwegs, April 2003