Antje Schrupp im Netz

Sibylle Berg: Ende gut, Roman, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2004, 19,90 Euro

Depressionen hält die Heldin dieses Buches für einen ganz normalen menschlichen Zustand. Träge quält sie sich durch die Tage, überschwemmt von sinnlosen Informationen, umgeben von traurigen Gestalten, armen Irren und affigen Angebern (andere Menschen gibt es nicht auf der Welt) und ohne jede Idee davon, welchen Sinn ihr Leben möglicherweise haben könnte. Messerscharf seziert sie das Elend des neuen Jahrtausends, Diagnose: unheilbar. Etwa nach der Hälfte des Buches, wenn sich die Leserin schon fast an diesen Zustand gewöhnt hat, geht die Welt dann tatsächlich unter. Das Ebola-Virus grassiert, ebenso die Pest, die Katastrophen häufen sich, sodass schließlich nicht mal der Nachrichtensender CNN das alles vermelden kann. Aber die Heldin entkommt. Und am Schluss, ganz am Ende des Buches, gibt es tatsächlich noch das im Titel angekündigte Happy End, mit dem niemand mehr gerechnet hat. Das ist kein Buch für Menschen, die auf »positives Denken« schwören. Alle anderen sollten es unbedingt lesen!


aus: Frauen Unterwegs, September/Oktober 2004