Capoeira – Kampf und Tanz
»Capoeira«, erkärt mestre Di Mola aus Rio de Janeiro, »ist ein Teil der brasilianischen Kultur, es ist Kampf, es ist Tanz, es ist Gesang, es ist einfach wichtig, vor allem für die Kultur der brasilianischen Schwarzen.«
In Brasilien ist der Kampfsport Capoeira allgegenwärtig, ein Teil des nationalen Selbstverständnisses, wie Fußball oder Samba. Eine Tradition, deren Wurzeln im 16. Jahrundert in Afrika liegen.
»Capoeira entstand in Brasilien in der Sklavenzeit und die Schwarzen haben das also nach Brasilien mitgenommen, also mehr so als Bewegung, als natürliche Körperbewegung, aber so als Capoeira, als Kampf hat es sich in Brasilien entwickelt.«
Junia lebt schon seit einigen Jahren in Hessen. Auch hier kann sie inzwischen Capoeira tanzen. Fasziniert ist sie vor allem von der eigenartigen Mischung aus Kampf und Tanz, die von den brasilianischen Schwarzen ursprünglich zur Selbstverteidigung gegen die Kolonialherren erfunden wurde.
»Die haben das so als Befreiungskampf entwickelt und das wurde dann so mit der Musik versteckt, die haben dann Musik gemacht und das hat so ausgesehen wie Tanz und dabei haben die dann Kampf gelernt. Und daher kam dann so die Mischung von Kampftanz und Musik.«
Herzstück des Capoeira ist der Berimbau, ein Instrument mit nur einer Saite, die nicht gezupft, sondern mit einem kleinen Stöckchen geschlagen wird. Unterstützt wird der Rythmus mit Trommeln und Tambourinen und durch das Klatschen der Gruppe, die einen Kreis bildet, in dessen Mitte zwei Spieler miteinander kämpfen.
Capoeira ist ein lustvoller, konkurrenzloser Sport ist. Das Spiel besteht aus einer Mischung von Tanzschritten, Akrobatik und Körpertäuschungen, gewissermaßen eine geschmeidige, rythmische Variante von Karate oder Tai Chi. Dabei wechseln die Rollen ständig. Wer Lust hat, zu kämpfen, kann einen der beiden Spieler im Kreis ablösen. Genauso wichtig wie der Kampf selbst ist aber die musikalische Unterstützung durch die Gruppe.
»Es ist schwierig ein bißchen mit der Musik und die Lieder zu lernen ist natürlich an die Sprache gebunden, also da muß man sich ein bißchen auch für den kulturellen Hintergrund interessieren, um es richtig machen zu können, aber man hat seinen Spaß auch so schon, auf jeden Fall.«
Auch für Deutsche, so findet Ralf, ist dieser Sport unbedingt geeignet. Lehrer Pacoca, der den Capoeira schon als Kind auf den Straßen von Recife gelernt hat, bietet Kurse in Frankfurt und Wiesbaden an. Für siebzig Mark im Monat kann man bis zu dreimal die Woche trainieren. Außerdem gibt es regelmäßig Workshops mit Capoeiristas aus Brasilien. Zum Beispiel mit mestre Di Mola, der den Hessen gute Noten gibt:
»Hier in Frankfurt ist eine sehr starke Gruppe. Meine Reise in Deutschland hat mir supergut gefallen, es kann sich hier noch viel entwickeln. Pacoca, der Lehrer, und überhaupt die ganze Gruppe, alle bringen eine unglaublich gute Energie rüber.«
Sendung 1996 in hr3